F/XX/1

Abteilung Frankreich, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer F/XX/1

Manufaktur Arthur Goldscheider (Éditeur d’art), Frankreich, Paris, 1901, Vase mit floraler Bemalung und nackter Frau, Künstler unbekannt, Werks.-Nr. nicht gedeutet, wohl Unikat, Exemplar Nr. ohne, gemarkt Rundstempel Arthur Goldscheider, weiterhin gestempelt eine flache Kanne im Jugendstildesign, diverse Beschriftungen mit Bleistift.

Deutungsversuch: Die Beschriftung des Goldscheiderstempels ist schwer lesbar, eindeutig ist das A.G. und ceramique lesbar, dieser Stempel ähnelt den Rundstempeln im Goldscheider Werkverzeichnis, wird aber dort nicht aufgeführt. Produktionsbedingt hat die Vase in der Bodenmitte ein Loch, dieses wurde vor dem Glasieren verschlossen. Innen befindet sich Glasur über dem Stopfen. Von außen wurde der Stopfen mit einer keramischen Masse versiegelt. Danach wurde gestempelt und beschriftet. Der A.G. Rundstempel ist eindeutig. Der Stempel der Kanne im Jugendstildesign ist über den Stöpselverschluß und gegenüber dem A.G. Stempel quer angebracht und schwach sichtbar.

Aus unterschiedlichen Betrachtungsrichtungen ergeben sich unterschiedliche Interpretationen der Beschriftung.

Bei auf den Kopf gestellten A.G. Rundstempel ergibt sich folgende Lesart: A … weiteres nicht lesbar, Bruchstrich, darunter 591 (diese Lesart wird für unwahrscheinlich gehalten, weil Sie zu dem A.G. Rundstempel auf dem Kopf stehen würde und weil man wohl 1901 so kein A geschrieben hätte. Die zweite Beschriftung, von der eindeutig 62 lesbar ist, ist dann senkrecht über dem A angebracht, auch eher unwahrscheinlich.

Wahrscheinlicher ist, dass es sich um zwei Markungen handelt, die jeweils mit einem Stempel und einer zugehörigen Beschriftung zu deuten sind.

Erste Beschriftung A.G. Rundstempel, dazu 165 (als Modellnummer) unter 165 nicht lesbare Buchstaben oder Zahlen, beides mit Bleistift.

Zweite Beschriftung Kannenstempel, dazu mit Bleistift gespiegeltes ED (für Emile Decoeur, evtl. ausgeführt in der Werkstatt von Edmond Lachenal) danach mit Abstand, nicht lesbare Zeichen und 62. Gespiegeltes ED ist wahrscheinlich, da man wohl ein D allein so nicht geschrieben hätte.
Weiterhin wurde aus der Vasenoberfläche ein Oval ausgeschnitten, in welches mit dem von Arthur Goldscheider 1901 in Wien patentierten Verfahren, „zur Herstellung einer durchscheinenden und undurchsichtigen Email ersetzenden Masse“, eine sitzende nackte Frau aufmodelliert wurde.
Literatur: Robert E. Dechant/Filipp Goldscheider, Firmengeschichte und Werkverzeichnis, Seite 228 ff. Beschreibung Tätigkeit von Arthur Goldscheider in Paris und seines Patents sowie Seite 608 Varianten des A.G. Rundstempels, weitere Literatur: Gisela Reineking von Bock u. Carl-Wolfgang Schümann, Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln, Sammlung Gertrud und Dr. Karl Funke-Kaiser, Keramik Vom Historismus bis zur Gegenwart, Seite 394, Markentafel II, Marke Nr. 14 (gemalte Marke Emile Decoeur)
Höhe 22 cm, Breite 12 cm