Abteilung Deutschland, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer D/CCV/3
Porzellan-Manufaktur August Roloff, Deutschland, Münster, um 1923, dritter von 4 Tellern, Künstler unbekannt, Werks.-Nr. ohne, Exemplar Nr. ohne, gemarkt Firmenmarke auf stabilen, undurchsichtigen, runden, goldenen Klebepapier (Abziehpapier) brauner Stempel mit Wappen der Wiedertäufer aus Münster, dieses abgewandelt, ein Reichsapfel mit Krone, der statt von zwei Dolchen durchbohrt, auf der rechten Seite mit einem Bischofsstab versehen wurde, seitlich in den beiden Fahnen ist jeweils eine 19 zu sehen, die auf das Gründungsjahr 1919 hinweisen soll, darunter in braun das Wort handgemalt, darunter brauner Stempel DEUTSCHE WERTARBEIT sowie in schwarz 1156 (Dekornummer ?), darunter 78 auf Glasur (Anm. MEK: 78 ist wohl die Malernummer, diese Nummer gehört zum Porzellanmaler Aloys Kerger), nicht signiert, Literatur: Dieter Zühlsdorff, Markenlexikon, Porzellan und Keramik Report 1885 – 1935, Band 1, Seite 186, Werk-Teil 1., Gruppennummer des Werkteils 2., laufende Nummer innerhalb der Gruppe 1622, sehr ähnliche Marke (dort für die Zeit vor 1925) sowie Seite 570, Werk-Teil 3., laufende Nummer des Werkteils 883, dort kurze unvollständige Beschreibung der Fabrik, weitere Literatur: Ludwig Danckert, Handbuch des Europäischen Porzellans, 7. Auflage, Seite 464, unvollständige Beschreibung der Fabrik sowie Marke 264 identisch (die Marke wurde am 28.04.1923 ins RWZR eingetragen), August Roloff, geb. 11.10.1897 in Fürstenberg (Braunschweig), hatte in Fürstenberg an der Weser das Porzellanmalen gelernt, er gründete am 19.03.1919 in Münster, Kinderhauser Straße 104, später Meßkamp 15, seine eigene Porzellanmanufaktur, Firmierung Porzellan-Manufaktur August Roloff, je nach Dekor wurde die Marke mit Handmalerei, handgemalt oder bei „Abziehbildern“ gar nicht unterschrieben, anfänglich handelte es sich um nicht gemarkte Weißware anderer Manufakturen, dies wollten letztendlich einige Hersteller nicht mehr, deshalb wurde die fremde Weißware nun vom Hersteller gemarkt, wahrscheinlich benutzte Roloff seitdem die undurchsichtigen goldenen Abziehaufkleber, um Herstellermarken so zu überdecken, dass diese nicht mehr sichtbar waren, die Manufaktur bezog in den Anfangsjahren überwiegend die Weißware von Thomas, Rosenthal, Schumann, Tettau, Gräf & Krippner, Königszelt, in den Nachkriegsjahren von Heinrich, Johann Haviland, Eschenbach, Krautheim, Pirkenhammer u. a., über das gezielte Aufkaufen älterer Porzellane (Lagerbestände, die meistens früheren Datums waren) von sächsischen und vielen süddeutschen Porzellanfabriken hinaus, entwarf August Roloff eigene Formen, die er dort für sich herstellen ließ, diese Porzellane tragen seine Marke in Grün unter der Glasur, teilweise wurde die Weißware zusätzlich mit „Entwurf von Aug. Roloff“ auch unter der Glasur in grüner Farbe ergänzt, August Roloff begann seine Manufaktur mit drei Malern, 1921 kam der erste Lehrling, Bernhard Bufé dazu, dieser wurde im Laufe der Jahre ein meisterhafter Maler und auch ein „Meister“ für das Brennen, insbesondere für die Farbe Korallrot, Werner Reize (aus Konstanz, geb. 7.8.1902, gest. 1962 in Bonn), Freund von August Roloff und Mustermaler, schuf sehr viele neue Dekore, mit ihm ging August Roloff in den Jahren 1928 und 1929 nach Konstanz, wo Roloff die in Konkurs gegangene von Josef Jöhle 1919 zusammen mit C. Bruno Zawatzki gegründete Porzellanmanufaktur Konstanz GmbH in Konstanz übernahm, dort führte Roloff von 1927 bis 1929 die Marke „Roloff“ mit Zusatz „Konstanz“ weiter, im alten Adreßbuch des Jahres 1928 von Konstanz ist August Roloff als Mitinhaber der Porzellan-Manufaktur August Roloff G.m.b.H. auf der Hindenburgstraße 40 eingetragen, über die weitere Entwicklung in Konstanz ist nichts bekannt, August Roloff verstarb am 09.10.1931 an einem Herzinfarkt, der damalige Prokurist in der Manufaktur in Münster Herr Henze übernahm gleich nach dem Tod von August Roloff, die Leitung der Manufaktur, mit der Einheirat des Schwiegersohnes Ludwig Wiesner wurde dieser dann entlassen, weil Wiesner die Führung des Betriebes übernahm, Roloffs Witwe Ida Roloff war aber wohl bis mindestens 1943 Inhaberin, in den Kriegsjahren hielt Porzellanmalermeister Otto Fuldauer, der als Holländer nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde, den Betrieb aufrecht, Otto Fuldauer war vorher in Dieringhausen (Wuppertal) bei der Porzellanmalerei Spitzer beschäftigt und kam 1938 zu Roloff, später kam Edith Wiesner nach ihrer Ausbildung als Meisterin in die Manufaktur, 1944 wurde die Manufaktur durch Bombeneinwirkung zerstört, nach WK II, wurde die Manufaktur wieder aufgebaut, im Jahre 1949 wurde die Manufaktur in eine OHG umgewandelt, deren Gesellschafter waren die Witwe Ida Roloff und Edith Wiesner geb. Roloff, Anfang der 50’er Jahre gingen große Lieferungen nach Belgien, Freistaat Triest, Norwegen, Niederlande, Schweden, Italien, Schweiz, Portugal, Luxemburg, Türkei, Südafrika, Curacao, Mexiko, Cuba, Peru, Panama, Britisch Westindien, USA, Australien und Neuseeland, die Mitarbeiter malten teilweise im Akkord, um die ganzen Auslandsaufträge so gut wie nur möglich zu erfüllen, trotzdem konnte sich die Manufaktur von den Kriegsschäden und den damit verbundenen hohen Wiederaufbaukosten nicht erholen, es ging bergab, Dienstleistungen wurden mit Porzellan verrechnet, Löhne wurden nicht ausbezahlt, hinzu kam, dass Porzellan zunehmend industriell gefertigt und dekoriert wurde, Handarbeit rentierte sich nicht mehr, 1955 wurde die Manufaktur geschlossen, Durchmesser 20 cm