Abteilung Austria/Ungarn/Böhmen, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer A/I/166
Manufaktur Friedrich Goldscheider, Austria, Wien, um 1880, Tasse eines Services, Künstler unbekannt, Werks.-Nr. ohne/Exemplar Nr. ohne/Modelleur Nr. ohne, gemarkt GOLDSCHEIDER WIEN kaum noch sichtbarer Ankerstempel rot auf Glasur, nicht signiert, Literatur: Robert E. Dechant/Filipp Goldscheider, Firmengeschichte und Werkverzeichnis, dort noch nicht erfasst, gleichfalls die Firmenmarke nicht erfasst, Markennachweis der gepressten „F & M“ Marke für Fischer & Mieg, die auf manchen Teilen des Service zu finden ist: Emanuel Poche, Porzellan-Marken, Seite Marke 827 identisch, Gustav Weiß, Ullstein Porzellanbuch, Seite 296, Marke Nr. 7 identisch, Markennachweis der gepressten Marke „Hand mit Schwert“, die auf dem Boden eines Tellers zu finden ist, ist nicht möglich, da die Marke nicht aufgelöst werden konnte, am ehesten findet sich eine Ähnlichkeit der Marke in folgender Literatur: Otto Pelka, Keramik der Neuzeit, Markentafel III, Marke 34 für Elbogen, die Ursprünge der Firma gehen zurück auf das Pilsener Handelsunternehmen Moritz Goldscheider der 1860‘ Jahre, nach dem Tode von Moritz Goldscheider werden die Brüder Eduard und Friedrich Goldscheider Eigentümer und firmieren ab 1877 als M. Goldscheider’s Erben, Thon-und Kunststeinmanufactur Werk Moldau und ab 1878 als Brüder Goldscheider, im Jahre 1878 wandert Friedrich Goldscheider nach Wien aus und Eduard führt die Firma in Pilsen bis zum Konkurs 1892 allein weiter, Friedrich Goldscheider firmiert in Wien ab 1880 als Goldscheider’sche Porzellan-Manufaktur und Porzellanmalerei, neben Handelsgeschäften betreibt die Firma vorwiegend die Porzellanmalerei, das Porzellan wird von böhmischen Manufakturen bezogen und teilweise auch in Böhmen bemalt, ab 1885 ändert sich die Firmierung in Goldscheider’sche Porzellan-Manufaktur und Majolicafabrik, das Jahr 1885 gilt als das offizielle Gründungsjahr, ab 1887 bezeichnet Friedrich Goldscheider seine Fabrik als Erste Wiener Terracotta- und Majolika-Fabrik Friedrich Goldscheider oder als Erste Wiener Kunst-Terracotta-Fabrik und kunstgewerbliche Ateliers Friedrich Goldscheider und offiziell ab 1894 als Friedrich Goldscheider Erste Wiener Terrakottafabrik, Friedrich Goldscheider stirbt im Jahre 1897, seine Ehefrau Regine Goldscheider wird Alleineigentümer und firmiert ab 1899 als Friedrich Goldscheider in Wien, Berlin und Leipzig, ab 1907 firmiert die Firma als Erste Wiener Terrakottafabrik und Atelier für künstlerische Fayencen Friedrich Goldscheider, im Jahre 1918 stirbt Regine und die Söhne Walter und Marcell Goldscheider werden Inhaber, ab 1921 ändert sich die Firmierung in Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider, 1928 scheidet Marcell Goldscheider aus und gründet seine eigene Firma in Wien, 1939 wird die Firma arisiert und Josef Schuster wird Inhaber, Firmierung ab 1939, Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider Nachf., Inhaber Josef Schuster, ab 1941 lautet die Firmierung Wiener Manufaktur Josef Schuster, vorm. Friedrich Goldscheider, nach dem WK II erhält Friedrich Goldscheider seine Firma zurück und firmiert ab 1950 wieder als Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider, in dieser Zeit verkauft er die Firma an die Majolikafabrik Carstens, in Fredelsloh, die in Fredelsloh Wiederauflagen alter Modelle in minderwertigem braunem Ton aber auch neue Modelle ebenfalls in dieser Tonart produziert, ab 1953 firmiert die Firma als Kunstkeramische Manufaktur Goldscheider GmbH und 1960 wird die Produktion in Fredelsloh eingestellt, auf verschiedenen Teilen des Service befinden sich die 4 abgebildeten Marken, darunter ein bisher noch unbekannter, noch nie als anerkannt veröffentlichter, früher roter Ankerstempel mit GOLDSCHEIDER, WIEN auf Glasur sowie ein bisher noch unbekannter, und nie als anerkannt veröffentlichter schwarzer Stempel F. GOLDSCHEIDER, darunter WIEN-CARLSBAD auf Glasur, Robert E. Dechant/Filipp Goldscheider, Firmengeschichte und Werkverzeichnis, Seite 22, dort sinngemäß geschrieben, dass Friedrich Goldscheider bereits vor 1878 Porzellan im Carlsbader Raum produzieren ließ und damit handelte sowie Seite 44, Anmerkung 41, dort sinngemäß geschrieben, im Stadtarchiv und Porzellanarchiv von Carlsbad gibt es keine Hinweise, dass Friedrich Goldscheider in Carlsbad tätig war, weder mit einer Porzellanhandlung noch mit einer Malerei, es ist eher davon auszugehen, dass er in Carlsbad bei anderen Manufakturen Porzellan aufkaufte, selbst bemalte und mit einem eigenen Stempel versah, insofern ist das MEK Service ein Beweis für die Anmerkung 41, da das Porzellan des Service eindeutig von Fischer & Mieg produziert worden ist und Friedrich Goldscheider dieses als Weißware gekauft und dann selbst bemalt hat oder, das ist für dieses Service auch möglich, da es sich um auf Glasur Stempel handelt, dass er auf bereits vollständig zum Verkauf fertiges Porzellan seine Stempel aufbrachte, das wäre dann eher ein Beweis für die auf Seite 22 aufgeführte Beschreibung, letztlich kann aber beides richtig sein, sowohl die Beschreibung Seite 22 als auch die Anmerkung 41 , Höhe 7 cm, Breite 13 cm