D/XXIII/3

Abteilung Deutschland, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer D/XXIII/3

Steingut-Fabrik und Kunsttöpferei Franz Anton Mehlem, Inhaber Franz Guilleaume und Vorgänger Porzellan-Fayence-Fabrik, Malerei u. Vergoldung Franz Ant. Mehlem in Bonn a. Rhein, Inh. Franz Guilleaume vormals Porzellan-Fayence-Fabrik von Franz Ant. Mehlem, Deutschland, Bonn, 1890 – 1895, Dessertteller, Künstler unbekannt, Werks.-Nr. ohne, Exemplar Nr. ohne, gemarkt Firmenmarke mit Wappen, Krone, 1755, FAM (für Franz Anton Mehlem) sowie den Zusätzen Royal und Bonn Germany roter Stempel unter Glasur (spezielle Marke für künstlerische Produkte), nicht auflösbare Buchstaben, 20 sowie Firmenmarke als runder Trockenstempel mit FAM, 9, 4, FRANZ ANT. MEHLEM und BONN A/RHEIN gepresst, 2110, nicht auflösbarer Buchstabe, 3109, sowie 175 violett auf Glasur gemalt, brauner Stempel unter Glasur: um ein Dreieck GESETZLICH GESCHÜTZT PATENDED, in dem Dreieck RdNo 185787, nicht signiert, Literatur: Jeffrey B. Snyder and Leslie Bockol, Majolica, British, American & European Wares, Seite 92, Erklärung des englischen Datierungs- und Patentierungssystems, weitere Literatur: Margit Berwig, Michael Weisser und Adelhart Zippelius, Steingutfabrik und Kunsttöpferei Franz Anton Mehlem in Bonn und Steingutfabrik Villeroy & Boch Bonn, Katalog 3 zur Ausstellung Volkskunst im Wandel, Seite 141, Marken Nr. 3 (roter Sonderstempel), Nr. 11 (Trocken-Rund-Stempel) sowie Dreieckssonderstempel identisch, Seite 140, Erklärung des Dreieck Sonderstempels lediglich als besondere Form des Musterschutzes, das ist nur die halbe Erklärung, nicht erkannt wurde, dass dieser Teller für den Export nach England im englischen Patentierungssystem registriert worden ist, RdNo 142300 – 248200 bedeutet alle Patent Nummern die darin beinhaltet sind, wurden im Zeitraum von 1890 . 1895 in England zum Musterschutz angemeldet, somit ist die RdNo 185787 in die Zeit von 1890 – 1895 zu datieren, weitere Literatur: Otto Pelka, Keramik der Neuzeit, Markentafel II, Markenkasten 9, gepresste Marke und rot gestempelte Marke identisch, Seite 209, Herstellerverzeichnis, unter 9., Bonn, Franz Anton Mehlem sowie Seite 220, Namensverzeichnis, Mehlem, Franz Anton, M 9, weitere Literatur: Dieter Zühlsdorff, Markenlexikon Band 1, Porzellan und Keramik Report 1885 – 1935, Seite 213, Werk-Teil Nr. 1., Gruppen Nr. des Werkteils 2., laufende Nr. in der Gruppe 2294, dort identische Marke (Trocken-Rund-Stempel, für die Zeit ab 1894, dort bezeichnet als Hauptmarke), Seite 275, Werk-Teil Nr. 1., Gruppen Nr. des Werkteils 4., laufende Nr. in der Gruppe 740, dort identische Marke (roter Sonderstempel, für die Zeit ab 1890, dort erwähnt, auch mit Zusatz GERMANY) sowie Seite 476, Werk-Teil Nr. 3., laufende Nr. des Werkteils 131, dort kurze Beschreibung der Fabrik, die Geschichte der Fabrik, geht ebenso wie die der Bonner Fabrik von Ludwig Wessel auf den Kölner Kurfürsten Clemens August zurück, welcher 1755 den geistlichen Konferenzrat Ferdinand von Stockhausen und dessen Schwager Johann Jacob Kaisin damit beauftragte, auf dem Gelände der Katzenburg, nahe seines Schlosses in Poppelsdorf das Arcunum der Porzellanherstellung aufzudecken, nachdem der Kurfürst 2 Jahre lang vergeblich Geld investiert hatte, teilte er den beiden Unternehmern mit, dass sie von nun an den Betrieb auf eigene Kosten zu führen hätten, deshalb gab es seit 1757 immer wieder finanzielle Probleme und diverse Eigentümerwechsel, über die Firmierungen bis zu dieser Zeit konnte das MEK nichts recherchieren, 1805 übernimmt der, seit 1780 in der Fabrik beschäftigte Fayence- und Steingutmaler Johann Mathias Rosenkranz, zusammen mit seinem Schwiegervater Mauritz Wulf die Fabrik, die Fabrik entwickelte sich gut und wurde auch baulich erweitert, Firmierung nicht bekannt, ab dem Jahre 1821 kam die Fabrik in finanzielle Schwierigkeiten, die letztlich dadurch gelöst worden sind, dass der Bonner Kaufmann Ludwig Wessel und Johann Wilhelm Bruckmann aus Deutz, die neuen Eigentümer werden und Rosenkranz die Fabrik zurückpachtete, die Pacht endete dann mit dem Tode von Rosenkranz 1828, Wessel erhält aus dem Nachlass ein Terrain, welches sich neben der Fabrik befand und baut darauf eine Fayencerie, Wessel überläßt die alte Rosenkranz Fabrik den Schwiegersöhnen von Rosenkranz, Firmierung nicht bekannt, diese bewirtschaften bis 1836 die Fabrik mehr schlecht als recht, ihr Hauptgläubiger ist der Kölner Advokat von Recklinghausen, an den die Fabrik 1836 abgetreten wird, Recklinghausen saniert die Fabrik zusammen mit seinen Schwägern Paul Joseph und Everhard Joseph Mehlem (Söhne des Bonner Kaufmanns Anton Mehlem), allerdings war für eine weitere gute Entwicklung der Fabrik die Verkehrslage in Bonn, Poppelsdorf nicht so günstig und die angrenzende Steingutfabrik von Ludwig Wessel behinderte die weitere räumliche Expansion, deshalb wurde entschieden, ein Grundstück direkt am Rhein zu erwerben, um darauf eine Steingutfabrik zu errichten, die amtliche Veröffentlichung des Vorhabens erfolgte am 14. September 1838 im Kölner Wochenblatt Nr. 111, 1839 war die Fabrik fertiggestellt und der Umzug von Poppelsdorf wurde vollzogen, die Poppelsdorfer Fabrik wurde an die Wesselsche Fabrik verkauft, die Fabrik firmierte als Porzellan-Fayence-Fabrik von Franz Ant. Mehlem, Mehrheitseigner war sicher Franz Anton Mehlem, Miteigentümer dessen o. g. Söhne und der Advokat von Recklinghausen, bis zum Jahre 1865 wird die Fabrik weiter ausgebaut und bis 1865 waren alle Inhaber verstorben, das gesamt Vermögen fällt an ein Erbengemeinschaft namens Braubach und Kaeser, zeitgleich trat die Fabrik Villeroy & Boch in Verhandlungen zum Erwerb der Fabrik ein, deren Ergebnis das MEK nicht recherchieren konnte, 1874 wird der Kaufmann Franz Guilleaume als Leiter und Inhaber der Fabrik genannt, der die Fabrik weiter ausbaute und die wirtschaftliche Rentabilität erhöhte, Firmierung wohl ab 1874 Porzellan-Fayence-Fabrik, Malerei u. Vergoldung Franz Ant. Mehlem in Bonn a. Rhein, Inh. Franz Guilleaume, ab 1899 ist folgende Firmierung nachgewiesen, Steingut-Fabrik und Kunsttöpferei Franz Ant. Mehlem, Inh. Franz Guilleaume, Franz Guilleaume verstirbt am 03.Januar 1914, zuvor übertrug er die Fabrik auf seinen Sohn Walter Guilleaume, am 01. Juni 1920 verkauft Walter Guilleaume die Fabrik an Villeroy & Boch, V & B behielt die Fabrik bis 1931, produzierte aber bereits ab 1925 keine Kunstkeramik mehr, sondern Sanitärware, warum er verkaufte, ist nicht genau nachvollziehbar, wahrscheinlich sah er seine Zukunft in der Produktion technisch nutzbarer Ware, denn er gründete kurz darauf eine Schleifscheibenfabrik, Durchmesser 18,5 cm