Abteilung Deutschland, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer D/CCII/1
Porzellanfabrik Tirschenreuth, Zweigwerk der Porzellanfabrik Bremer & Liebermann und Nachf. Porzellanfabrik Tirschenreuth Muther & Mezger OHG und Nachf. Porzellanfabrik Tirschenreuth AG und Nachf. Porzellanfabrik Tirschenreuth, Zweigniederlassung der Lorenz Hutschenreuther AG, Deutschland, Tirschenreuth, um 1910, Kanne, Künstler unbekannt, Werks.-Nr. ohne, Exemplar Nr. ohne, gemarkt Firmenmarke mit Krone, darunter ein Wappen, links neben dem Wappen der Buchstabe P (für Porzellanfabrik), rechts neben dem Wappen der Buchstabe T (für Tirschenreuth), unter dem Wappen BAVARIA. grüner Stempel unter Glasur sowie 7671, darunter 45 braun auf Glasur gemalt, nicht signiert, Literatur: J. G. Th. Graesse und E. Jaenicke, Führer für Sammler von Porzellan und Fayence, Steinzeug, Steingut usw., Seite 510, Marke Nr. 15 identisch (dort ohne BAVARIA), weitere Literatur: Dieter Zühlsdorff, Markenlexikon, Porzellan und Keramik Report 1885 – 1935, Band 1, Seite 271, Werk-Teil 1., Gruppennummer des Werkteils 4., laufende Nummer innerhalb der Gruppe 646, identische Marke (dort für die Zeit vor 1900 bis 1930 sowie Seite 624, Werk-Teil 3., laufende Nummer des Werkteils 1255, dort kurze unvollständige Beschreibung der Fabrik, weitere Literatur: Ludwig Danckert, Handbuch des Europäischen Porzellans, 7. Auflage, Seite 698, kurze Beschreibung der Fabrik sowie Seite 699 eine der abgebildeten Marken identisch (dort ohne BAVARIA), weitere Literatur: Robert E. Röntgen, Deutsche Porzellanmarken 1710 bis heute, Seite 342, dort kurze und unvollständige Beschreibung der Fabrik sowie Marke 2703 identisch (dort für die Zeit ab 1903, dort ohne BAVARIA, am 8.11.1832 reichte der Porzellan-Fabrikant Heinrich Eichhorn aus Schney, Mitinhaber der dortigen Porzellanfabrik Bremer & Liebermann, die Genehmigung zur Gründung einer Porzellanfabrik in Tirschenreuth ein, diese wurde am 22.11.1832 durch die Organe der Stadt Tirschenreuth, unter anderem da eine Porzellanfabrik eine Konkurrenz gegen die Steinguterzeuger darstellte, zu viel Holz benötigte und die Fabrikgebäude nicht sicher genug seien, abgelehnt, nach Einspruch gegen den Bescheid 1833 und Widerlegung der Begründung für die Ablehnung wurde der Betrieb einer Porzellanfabrik durch die königliche Regierung des Obermainkreises stattgegeben, 1838 waren die Baumaßnahmen abgeschlossen und die Aufnahme der Produktion mit einem Brennofen begann, aller Wahrscheinlichkeit nach, war die Fabrik Zweigwerk der Porzellanfabrik in Schney, vermutliche Firmierung Porzellanfabrik Tirschenreuth, Zweigwerk der Porzellanfabrik Bremer & Liebermann, die Produktionspalette umfasste Pfeifenköpfe, Tassen und zahlreiche Einzelartikel, Anfangsschwierigkeiten erforderten eine Bezuschussung des Betriebes durch die Porzellanfabrik Bremer & Liebermann oder nur durch Eichhorn, im Jahre 1846 wurde eine zweiter Brennofen in Betrieb genommen und eine Sortimentserweiterung um Andenkentassen für die böhmischen Badeorte sowie komplizierte Artikel wie Uhrengehäuse im Bestand aufgenommen, 1880 verstarb der Firmengründer Heinrich Eichhorn und seine Anteile erwarben Edmund Tittel, Friedrich Muther und August Bauscher, im selben Jahr verkaufte August Bauscher seine Besitztitel an Karl Gotthold Mezger, Textilkaufmann aus Nürtingen, mit dem Erlös finanzierte August Bauscher die Errichtung seiner Porzellanfabrik in Weiden, die Firmierung änderte sich wohl auf Porzellanfabrik Tirschenreuth Muther & Mezger OHG, 1886 wurde ein neuer Brennofen und eine Massenmühle gebaut, desweiteren wurden die ersten kompletten Serviceformen entworfen, 1891 erfolgte die Umwandlung in eine AG, Firmierung ab da Porzellanfabrik Tirschenreuth AG, bis 1900 wurden die Produktionsanlagen so erweitert, dass die Produktion auf über 1100 verschiedene Artikel anstieg, darunter neben Schnauzbarttassen, Serviceformen wie Carmen und Aurora, die den floralen Jugendstil zugeordnet sind, im Jahre 1902 erfolgte der Aufbau einer eigenen Rohstoffversorgung durch die Errichtung eines Pegmatitwerkes und einer Kaolinschlemmerei auf der Schmelitzhöhe, 1908 verstarb Gotthold Mezger, seine Anteile wurden an Johann Schlipphack übertragen, während des I. Weltkrieges brachen die Absatzmärkte vor allem in Übersee ein, angesichts des gleichzeitig zurückgehenden Bedarfs an luxuriösen Erzeugnissen erfolgte, nach 1918, Wiederanknüpfung der ehemaligen Exportverbindungen bei nahezu unverändertem Charakter der Produktionspalette, insbesondere repräsentativer Porzellanservice, mit der Barockform München oder den Klassizismus Service Empire und Hohenzollern erfolgt eine Hinwendung zu historisierenden Aktualisierung vergangener Stilepochen in Porzellan, prägend für die Formgestaltung ist der Modelleur Johann Böhm, dessen Tätigkeit über 30 Jahre andauert, Kobaltätzkanten, in hervorragender Qualität in Tirschenreuth fabriziert erlangen Berühmtheit, im Jahre 1926 verstarb der Direktor Johannes Schlipphack, 1927 übernahm der Porzellanhersteller Lorenz Hutschenreuther die Porzellanfabrik Tirschenreuth, Firmierung ab da Porzellanfabrik Tirschenreuth, Zweigniederlassung der Lorenz Hutschenreuther AG, eine durchgreifende Erneuerung und Modernisierung der Brennanlagen waren die Folge, aus Anlass des 100 Jährigem Betriebsjubiläums 1938 erfolgte die Vorstellung einer auf das Jubiläum ausgerichtete Serviceform 100 mit entsprechend sachlich gehaltenen Randliniendekoren, Einführung zeitgenössischer glatter, klar gestalteter Serviceformen wie Helena oder Astoria neben neuen Historismusentwürfen wie z. B. Elli 1937, im September 1945 erfolgte die Wiederaufnahme der während des II. Weltkrieges eingestellten Produktion dank weitestgehender Verschonung der Fabrikanlagen von Zerstörungen und Demontage, Höhe 19 cm, Breite 19,5 cm