A/I/87

Abteilung Austria/Ungarn/Böhmen, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer A/I/87

Manufaktur Friedrich Goldscheider, Austria, Wien, 1898/1899, Amphorenvase auf Sockel, mit 3 blinde Kuh spielenden Enfants (Kindern) oder Puttis, Künstler Hans Stephan Stoltenberg-Lerche (attr.), Werks.-Nr. (0)1405/Exemplar Nr. 17/Modelleur Nr. 17, gemarkt Sculpture Marke mit F. Goldscheider WIEN aufgelegt oder mitgegossen, 01405, 17, 17 sowie FABRIQUÉ EN AUTRICHÉ gepresst, S. (im Werkverzeichnis als nicht näher erklärtes Zusatzzeichen für die Produktionszeit von 1885 – 1922 aufgeführt, dort das S. in einem Kreis) sowie II geritzt, H. (?) Stoltenberg (?) auf dem Sockel geritzt, signiert H (?) Stoltenberg (?), Literatur: Robert E. Dechant/Filipp Goldscheider, Firmengeschichte und Werkverzeichnis, Seite 320, dort noch nicht erfasst, Seite 24, Erklärung, dass die der Werksnummer (hier (0)1405) vorangestellten Null als Unterscheidungsmerkmal für Vasen dient, die Kennzeichnung Fabriqué en Autriche (produziert in Austria/Österreich) wurde für Ware verwendet, die in den frankophonen Raum exportiert wurde, Zuschreibung: Von der geritzten Signatur, die mindestens ein längeres Wort darstellt, lautet der letzte Buchstabe g, zu der o. g. Produktionszeit passen nur 2 auf g endende Künstler Nachnamen im Goldscheider Werkverzeichnis, Schimmelpfennig und Stoltenberg, vom Oeuvre ist Schimmelpfennig auszuschließen, es passt eindeutig zu Stoltenberg, der Vasen mit Enfants, also Kindern bzw. Vasen mit Putti für Goldscheider entworfen hat, im Werkverzeichnis wird außerdem eine fast gleich hohe, nicht weiter erklärte Vase mit 3 Puttis erwähnt, allerdings ist aus dem Rest des lesbaren der Signatur schwer Stoltenberg nachzuvollziehen, es bleibt also letztlich erst einmal ungeklärt, ob die Zuschreibung richtig ist, die Ursprünge der Firma gehen zurück auf das Pilsener Handelsunternehmen Moritz Goldscheider der 1860‘ Jahre, nach dem Tode von Moritz Goldscheider werden die Brüder Eduard und Friedrich Goldscheider Eigentümer und firmieren ab 1877 als M. Goldscheider’s Erben, Thon-und Kunststeinmanufactur Werk Moldau und ab 1878 als Brüder Goldscheider, im Jahre 1878 wandert Friedrich Goldscheider nach Wien aus und Eduard führt die Firma in Pilsen bis zum Konkurs 1892 allein weiter, Friedrich Goldscheider firmiert in Wien ab 1880 als Goldscheider’sche Porzellan-Manufaktur und Porzellanmalerei, neben Handelsgeschäften betreibt die Firma vorwiegend die Porzellanmalerei, das Porzellan wird von böhmischen Manufakturen bezogen und teilweise auch in Böhmen bemalt, ab 1885 ändert sich die Firmierung in Goldscheider’sche Porzellan-Manufaktur und Majolicafabrik, das Jahr 1885 gilt als das offizielle Gründungsjahr, ab 1887 bezeichnet Friedrich Goldscheider seine Fabrik als Erste Wiener Terracotta- und Majolika-Fabrik Friedrich Goldscheider oder als Erste Wiener Kunst-Terracotta-Fabrik und kunstgewerbliche Ateliers Friedrich Goldscheider und offiziell ab 1894 als Friedrich Goldscheider Erste Wiener Terrakottafabrik, Friedrich Goldscheider stirbt im Jahre 1897, seine Ehefrau Regine Goldscheider wird Alleineigentümer und firmiert ab 1899 als Friedrich Goldscheider in Wien, Berlin und Leipzig, ab 1907 firmiert die Firma als Erste Wiener Terrakottafabrik und Atelier für künstlerische Fayencen Friedrich Goldscheider, im Jahre 1918 stirbt Regine und die Söhne Walter und Marcell Goldscheider werden Inhaber, ab 1921 ändert sich die Firmierung in Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider, 1928 scheidet Marcell Goldscheider aus und gründet seine eigene Firma in Wien, 1939 wird die Firma arisiert und Josef Schuster wird Inhaber, Firmierung ab 1939, Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider Nachf., Inhaber Josef Schuster, ab 1941 lautet die Firmierung Wiener Manufaktur Josef Schuster, vorm. Friedrich Goldscheider, nach dem WK II erhält Friedrich Goldscheider seine Firma zurück und firmiert ab 1950 wieder als Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider, in dieser Zeit verkauft er die Firma an die Majolikafabrik Carstens, in Fredelsloh, die in Fredelsloh Wiederauflagen alter Modelle in minderwertigem braunem Ton aber auch neue Modelle ebenfalls in dieser Tonart produziert, Höhe 47 cm, Breite 20 cm