D/LIII/25

Abteilung Deutschland, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer D/LIII/25

Steingut- und Steinzeugfabrik, Kunsttöpferei, Zinngießerei Merkelbach & Wick und Nachfolger Steingutfabrik Wick Werke AG, Vereinigte Fabriken Merkelbach & Wick und Merkelbach, Stadelmann & Co., Deutschland, Grenzhausen, um 1883/1884, Seidel, Künstler unbekannt, Werks.-Nr. 1184, Exemplar Nr. ohne, gemarkt keine Firmenmarke aber Fabrikaufkleber mit M & W sowie Werks.-Nr. 1184, ½ L. über Eichstrich gepresst, 1184 mit gegossen oder aufgelegt (unter dem Henkel), im Zinndeckel Rundstempel mit R. Zinn M & W. GR. (für Reichszinn Merkelbach & Wick Grenzhausen), nicht signiert, Literatur: Jürgen Schimanski und Jürgen Erlebach, Westerwälder Steinzeug, Die Neue Ära, Seite 109, Fabrikbeschreibung, weitere Literatur: Beate Dry-von Zezschwitz, Westerwälder Steinzug des Jugendstils I, Reinhold Merkelbach, Spezialpreisliste 1905, Seite 10 ff., Fabrikbeschreibung, der 1840 geborene Friedrich Wilhelm Merkelbach (gest. 1896) betrieb eine Kannenbäckerei oder bereits eine keramische Fabrik, die unter dem Namen F. W. Merkelbach II. firmierte, 1872 (oder 1874) nimmt Friedrich Wilhelm Merkelbach den Bildhauer (Johann) Georg Peter Wick (geb. 1837, gest. 1914) in die Firma auf, die Firmierung ändert sich in Steingut- und Steinzeugfabrik, Kunsttöpferei, Zinngießerei Merkelbach & Wick, ab 1882/1883 produzieren Sie als eine der ersten Westerwälder Fabriken Elfenbeinsteinzeug, über die Hälfte der Produktion wird in die USA exportiert, in der Zeit von 1886 bis 1897 liefert die Fabrik Halbfertigerzeugnisse an die keramische Fabrik von Hauber & Reuther, Jugenstilkünstler wie Peter Behrens und Henry van de Velde liefern um 1900 herausragende Entwürfe, 1895 tritt Wicks Sohn (und evtl. gleichzeitig Merkelbachs Schwiegersohn) Ludwig Konrad Wick in die Fabrik ein und übernimmt sicher zeitnah auch deren Leitung, bis er 1910/1911 die Leitung an seine Frau Emma abgibt, 1921/1922 fusioniert die Fabrik mit der um 1867 in Grenzhausen von Friedrich Wilhelm Merkelbach, Theodor Stadelmann und Julius Schröder als Mahl- und Schleifsteinfabrik gegründeten Fabrik Merkelbach, Stadelmann & Co. (wahrscheinlich war Konrad Wicks Frau Emma bereits Miteigentümer dieser Fabrik) zur Steingutfabrik Wick Werke AG, Vereinigte Fabriken Merkelbach & Wick und Merkelbach, Stadelmann & Co., die Fabrik bestand rund 100 Jahre, Ausführung als Seidel mit Hohlboden, am Hohlbodenrand befinden sich 3 Löcher zur Befestigung eines Deckels unter dem eine Spieluhr angebracht werden kann, Ausführung als Elfenbeinsteinzeug, Gold gehöht und mit einem Hand gemalten Bild, der Fabrikaufkleber zeigt die Teilnahme der Fabrik an vier Weltausstellungen, 1873 in Wien, 1876 in Philadelphia, 1880 in Melbourne sowie 1883 in Amsterdam sowie an zwei nationalen Ausstellungen, 1876 an der Kunst- und Kunstgewerbe Ausstellung in München und 1880 an der Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf, der Fabrikaufkleber ist sehr selten, Datierung: da die auf dem Aufkleber aufgeführten Teilnahmen an Ausstellungen mit der Weltausstellung 1883 in Amsterdam enden und die 1884 in New Orleans stattgefundene Weltausstellung nicht mehr aufgeführt ist, ist davon auszugehen, dass der Seidel um 1883/1884 hergestellt worden ist (alternativ, ist es natürlich möglich, dass ein Aufkleber aus der Zeit 1883/1884 auf einem später hergestellten Fabrikat angebracht worden ist), da die Fabrik ab 1882/1883 als eine der ersten Westerwälder Fabriken Elfenbeinsteinzeug produzierte ist weiterhin davon auszugehen, dass der Seidel eines der ersten Fabrikate dieser Art war, die hohe Werks.-Nr. ergibt sich wohl aus fortlaufender Produktionsnummerierung oder für diese Fabrikate wurde vielleicht eine neue, zum Beispiel bei 1.000 beginnende Nummerierung eingeführt, die Zinnmontur ist original, künstlerisch hochwertig und auf dem Deckel mit EP (?) signiert (Signierung konnte nicht aufgelöst werden), eine Signierung auf einem Zinndeckel ist sehr selten, Höhe 19,5 cm, Breite 14,5 cm (nur die Keramik)