Fotos und Beschreibung

Abteilung Deutschland, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer D/CXVII/1

Steinzeugfabrik Fritz Thenn, vormals Steinzeugfabrik Zinkl, Thenn & Comp., vormals Steinzeugfabrik Borho, Zinkl & Comp., Deutschland, Regensburg, um 1875, Seidel, Künstler unbekannt, Werks.-Nr. 124, Exemplar Nr. ohne, gemarkt keine Firmenmarke aber 124, ein Kreis sowie ½ L über Eichstrich gepresst, nicht signiert, Literatur: Irmgard und Werner Endres, Regensburger Steinzeug, Seite 9 ff, ausführliche Fabrikbeschreibung sowie ausführliche Bestimmung der Merkmale des Regensburger Steinzeugs, weitere Literatur: Johannes und Peter Vogt, Alte Bierkrüge, Von der Renaissance bis zum Jugendstil, Seiten 14/15, dort beschrieben, dass ab ca. 1850 Steinzeugfabriken aus dem Westerwald gepresste Kännchen herstellten sowie dort beschrieben, dass die meisten der noch anzutreffenden gepressten Kännchen von 15 Westerwälder Fabriken hergestellt worden sind, der um 1870 in der Westerwälder keramischen Industrie arbeitende Max (Maximilian) Borho gründete 1874 zusammen mit August Zinkl und dessen Schwager Rudolf Thaller in Regensburg die keramische Fabrik Borho Zinkl & Comp. Steinzeug-Manufactur & Fabrikation imitirter alterthümlicher Schau- & Trinkgefäße, Kurzform der Firmierung Steinzeugfabrik Borho, Zinkl & Comp., da es in der Regensburger Gegend keine hochwertigen Tone gab, war es sicher Borho, der Tonlieferung aus dem Westerwald organisierte, mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich von der Firma Reinhold Hanke Fabrik altdeutscher Steinzeug-Krüge, diese Vorgeschichte zu Max Borho ist insofern wichtig, weil Borho bereits im September 1875 seine Anteile an der Regensburger Firma verkauft und ab 1876 in Freising Mitbegründer der Steinzeugfabrik Adam Schön & Max Borho wird, auch diese Fabrik bezieht das Tonmaterial aus dem Westerwald, sicher auch nur von der Firma Reinhold Hanke Fabrik altdeutscher Steinzeug-Krüge, im Jahre 1886 verloren auf Grund auslaufender Verträge und mit dem Tode von Reinhold Hanke (22.06.1886) sowohl die Steinzeugfabrik Fritz Thenn als auch die Steinzeugfabrik Hauber & Reuther die Geschäftsgrundlage, da kein Ton aus dem Westerwald mehr bezogen werden konnte, die Thenn’sche Fabrik in Regensburg stellte die Produktion ein und die Steinzeugfabrik Hauber & Reuther stellte die Produktion auf Porzellan um bzw. bezog dann Halbfertigerzeugnisse von Westerwälder Steinzeugfabriken, Rudolf Thaller trat ebenfalls 1875 aus der Fabrik aus, am 09.08.1875 trat der Regensburger Kaufmann Gustav Friedrich (Fritz) Thenn als Gesellschafter in die Fabrik ein, Firmierung ab da Steinzeugfabrik Zinkl, Thenn & Comp., im März 1877 trat August Zinkl aus der Fabrik aus und Fritz Thenn wurde Alleineigentümer, Firmierung ab da Steinzeugfabrik Fritz Thenn, neben dem typischen Westerwälder Steinzeug, stellte die Fabrik auch gepresste Kännchen her, diese werden oftmals allein der Thenn’schen Fabrik zugeschrieben, die Fabrikmarken wurden wohl aus vertriebstaktischen Gründen nur selten verwendet, damit dass in der Fabrik hergestellte Steinzeug vom Verbraucher als Westerwälder Steinzeug angesehen wurde, von den in der Thenn’schen Fabrik hergestellten gepressten Kännchen, sind nur wenige Exemplare erhalten geblieben, diese lassen sich, genau wie das ebenfalls nur selten erhalten gebliebene grau-blau salzglasierte Steinzeug der Thenn’schen Fabrik nur nach den Bestimmungsmerkmalen des o. g. Fachbuches von Irmgard und Werner Endres identifizieren, soweit sie nicht mit der Fabrikmarke versehen wurden, die meisten der noch erhalten gebliebenen gepressten Kännchen wurden seit ca. 1850 von 15 Westerwälder Fabriken hergestellt und ebenfalls nur selten gemarkt, insofern entstammen die als Regensburger Modellkrüge gehandelten gepressten Kännchen zum größten Teil der Westerwälder Produktion, nachdem die Thenn’sche Fabrik 1886 die Produktion eingestellte hatte, wurde sie am 04.04.1888 auch amtlich gelöscht, die Zuordnung des MEK Exemplares zur Steinzeugfabrik Fritz Thenn erfolgte nach den Merkmalsbeschreibungen und Abbildungen der o. g. Literatur Regensburger Steinzeug, Seite 65, Abbildung Nr. 58, Stempel der Literung identisch sowie Anbringung des Stempels mittig am oberen Rand des Seidels identisch, Seite 88, Abbildung Nr. 107, Stempel der Literung identisch sowie Anbringung des Stempels mittig am oberen Rand des Seidels identisch, Seite 108, Abbildungen Nr. 121 a und b, ½ Liter Seidel, Werks.-Nr. 125 (MEK Exemplar Werks.-Nr. 124) mit fast identischen Dekor, gleiche Krugform, identischer Henkel und identische Henkelangarnierungsstellen sowie Seite 131, Abbildung Nr. 167, Werks.-Nr. 121, absolut identisches Mitteldekor, absolut identischer gekörnter Hintergrund, gleiche Krugform, gleichfalls manganbraune Bemalung sowie identischer Henkel und identische Henkelangarnierungsstellen, Ausführung als grau-blau salzglasiertes
Steinzeug mit teilweiser manganbrauner Bemalung,
Höhe 12,3 cm, Breite 13,7 cm (nur die Keramik)