Kurzbiografie und Inventar zum Künstler

Thomas (Tomás) Seidan wurde am 05.09.1830 in Prag geboren. Er starb am 02.12.1890 in Wien oder Prag. Er studierte von 1843 bis 1845 an der Prager Akademie der bildenden Künste. 1849 arbeitet er als Modelleur in der Porzellanfabrik von August Nowotny in Alt Rolau. Seidan war als Bildhauer tätig und lebte ab ca. 1850 in Wien. 1870 war er (auch) Professor für Modellieren an der Technischen Hochschule in Prag. Er fertigte auch Entwürfe für die Manufaktur Goldscheider an.

Abteilung Austria/Ungarn/Böhmen, Keramik 1860 – 1960, Inventarnummer A/I/112

Friedrich Goldscheider in Wien, Berlin und Leipzig, Austria, Wien, 1903-1905, Figur Schlitten fahrendes Hölländermädchen, Künstler Tomás Seidan, Werks.-Nr. 2630, Exemplar Nr. 77, Modelleur Nr. 25, gemarkt Firmenmarke als Sculpture Marke aufgelegt oder mit gegossen, Reproduction Reservee, 2630, 77, 25 sowie S in einem Kreis alles gepresst, 18 weiß gemalt, Sydan geritzt, signiert Sydan, Literatur: Robert E. Dechant/Filipp Goldscheider, Goldscheider Firmengeschichte und Werkverzeichnis, dort noch nicht erfasst, Seite 604, Firmenmarke Nr. GS 13 (für die Zeit 1900 – 1920) identisch sowie Seite 606, Zusatzzeichen GS Z 2 (für die Zeit 1885 – 1922) identisch, die Ursprünge der Firma gehen zurück auf das Pilsener Handelsunternehmen Moritz Goldscheider der 1860‘ Jahre, nach dem Tode von Moritz Goldscheider werden die Brüder Eduard und Friedrich Goldscheider Eigentümer und firmieren ab 1877 als M. Goldscheider’s Erben, Thon-und Kunststeinmanufactur Werk Moldau und ab 1878 als Brüder Goldscheider, im Jahre 1878 wandert Friedrich Goldscheider nach Wien aus und Eduard führt die Firma in Pilsen bis zum Konkurs 1892 allein weiter, Friedrich Goldscheider firmiert in Wien ab 1880 als Goldscheider’sche Porzellan-Manufaktur und Porzellanmalerei, neben Handelsgeschäften betreibt die Firma vorwiegend die Porzellanmalerei, das Porzellan wird von böhmischen Manufakturen bezogen und teilweise auch in Böhmen bemalt, ab 1885 ändert sich die Firmierung in Goldscheider’sche Porzellan-Manufaktur und Majolicafabrik, das Jahr 1885 gilt als das offizielle Gründungsjahr, ab 1887 bezeichnet Friedrich Goldscheider seine Fabrik als Erste Wiener Terracotta- und Majolika-Fabrik Friedrich Goldscheider oder als Erste Wiener Kunst-Terracotta-Fabrik und kunstgewerbliche Ateliers Friedrich Goldscheider und offiziell ab 1894 als Friedrich Goldscheider Erste Wiener Terrakottafabrik, Friedrich Goldscheider stirbt im Jahre 1897, seine Ehefrau Regine Goldscheider wird Alleineigentümer und firmiert ab 1899 als Friedrich Goldscheider in Wien, Berlin und Leipzig, ab 1907 firmiert die Firma als Erste Wiener Terrakottafabrik und Atelier für künstlerische Fayencen Friedrich Goldscheider, im Jahre 1918 stirbt Regine und die Söhne Walter und Marcell Goldscheider werden Inhaber, ab 1921 ändert sich die Firmierung in Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider, 1928 scheidet Marcell Goldscheider aus und gründet seine eigene Firma in Wien, 1939 wird die Firma arisiert und Josef Schuster wird Inhaber, Firmierung ab 1939, Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider Nachf., Inhaber Josef Schuster, ab 1941 lautet die Firmierung Wiener Manufaktur Josef Schuster, vorm. Friedrich Goldscheider, nach dem WK II erhält Friedrich Goldscheider seine Firma zurück und firmiert ab 1950 wieder als Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider, in dieser Zeit verkauft er die Firma an die Majolikafabrik Carstens, in Fredelsloh, die in Fredelsloh Wiederauflagen alter Modelle in minderwertigem braunem Ton aber auch neue Modelle ebenfalls in dieser Tonart produziert, ab 1953 firmiert die Firma als Kunstkeramische Manufaktur Goldscheider GmbH und 1960 wird die Produktion in Fredelsloh eingestellt, zeitliche Zuordnung: Werkverzeichnis Seite 363, Werks.-Nr. 2627, zeitlich 1903 – 1905 eingeordnet sowie Seite 364, Werks.-Nr. 2633, zeitlich 1903 – 1905 eingeordnet, nach Dechant/Goldscheider wurde bei Goldscheider Seidan auch unter dem Pseudonym Sydan beziehungsweise Sidan geführt, da Seidan bereits 1890 starb, passt das Fertigungsdatum nicht zum Todesdatum, insofern ist es möglich, dass das Pseudonym Sydan doch nicht für Seidan steht, die Herleitungen stammen aus dem Buch „Wiener Keramik“, von Dr. Waltraud Neuwirth, Seite 74, dort zwei Seidan Modelle für Goldscheider der Jahre 1901 und 1902 erwähnt, auch hier passt das Sterbedatum Seidans nicht zum Ausführungsdatum, alternativ ist das Sterbedatum vielleicht falsch, das MEK Exemplar dieser Figur ist eines der Wenigen, wenn nicht das Letzte weltweit erhalten gebliebene Exemplar, insbesondere mit der Signatur Sydan, Höhe 24 cm, Breite 18 cm, Länge 40 cm